Bergkapelle St. Ingbert - Die Geschichte

Die Bergkapelle St.Ingbert ist die älteste linksrheinische Bergkapelle in Deutschland und gehört zu den ältesten traditionsreichen Blasorchestern überhaupt. Die Chronik des Vereins ist eng mit der Geschichte des Saarlandes verbunden.

Gründung

Die Bergkapelle wurde offiziell infolge der Überreichung einer Knappenfahne durch die damalige Regentin Königin Therese von Bayern an die St.Ingberter Knappschaft im Jahre 1839 gegründet.

Finanziell wurde die junge aufstrebende Kapelle durch eine Musik und Unterstützungskasse, die sich ihrerseits durch vom Lohn einbehaltene Beiträge finanzierte, gefördert.

Zwischen 1840 und 1850 war die Bergkapelle so erfolgreich, dass ein zweites Musikcorps herangebildet wurde. Dieses zweite Musikcorps wanderte, um ein besseres Auskommen zu finden, komplett nach Amerika aus.

Die Bergkapelle geniest unter Kapellmeister Sonntag ein hohes Ansehen. Das der Musikkasse gehörende Haus in der St.Ingberter Ludwigstraße wird Probenraum.

Heinrich Engel als Nachfolger von Sonntag bringt die Bergkapelle durch schmissige Marschmusik zu neuem Schwung. Auch ein Chor und eine Theatergruppe wurden unterhalten. Landesherr war der Prinzregent Luitpold, vor dem die Bergkapelle in der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben im Jahr 1888 spielen durfte.

Entwicklung von 1900 bis 1950 - Kriegswirren

Christian Schetting leitet die Bergkapelle von 1909 bis 1931. Schetting hatte zuvor als Kapellmeister im Zirkus Bufallo Bill die halbe Welt bereist. Als erfahrener und guter Klarinettist kümmerte er sich vor allem um die Erweiterung des Holzbläsersatzes. Die Bergkapelle gewann weiter an Anerkennung.

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges änderte sich die musikalische Aufgabenstellung. Es werden Wohltätigkeitsveranstaltungen und vor allem Auftritte in den Lazaretten durchgeführt. Die Kapelle wird stark dezimiert. 1920 kommen die Gruben im Saarland unter die Herrschaft der Besatzungsmacht. Die Bergkapelle soll Werkskapelle werden, lehnt dies aber ab.

Nach Konzertauftritten im "Reich" (1920 bis 1925) fühlt sich die ausländische Besatzungsmacht derart provoziert, das es zu Benachteiligungen der Musiker im Bergwerk durch die Werksleitung kommt. Entlassungen, Verlegungen und andere finanzielle Nachteile sollten die Musiker auf die Linie der Fanzosen bringen. Trotz dieser Beeinträchtigung kommen die Aktivitäten in der Bergkapelle nicht zum Erliegen. Es gibt einen starken Rückhalt für die Kapelle in der Bevölkerung.

1935 kommt die Grube wieder unter deutsche Verwaltung. Nun wird die Bergkapelle Werkskapelle bei der Saargruben AG. Durch ihre Unterstützung wird die ursprüngliche Qualität schnell wieder hergestellt und unter Friedrich Artur Möbius zur Höchstform gebracht. Die Kapelle kommt zur internationalen Funkausstellung und steht im Vergleich mit anderen deutschen Blaskapellen auf den vorderen Plätzen.

Entwicklung von 1950 bis heute - Ende des Bergbaus

Auch und gerade wegen dem großen Rückhalt in der Bevölkerung "für Ihre Dengmerter Berchmusik" kam es nach der Stillegung der St.Ingberter Grube im Jahre 1959 nicht zur Auflösung der St.Ingberter Bergkapelle. Im Mai 1960 wurde ein Verein zur Erhaltung der Bergkapelle gegründet. Seit dieser Zeit hat die Bergkapelle St.Ingbert Vereinscharakter. Uniformen und Instrumente wurden übernommen. Die Kapelle wurde neben der St.Ingberter Bevölkerung von prominenten Einwohnern und auch von der Becker Brauerei unterstützt.

Theo Stolz übernahm den Dirigentenstab im Mai 1963 von Engelbert Wild. Unter seiner Führung entwickelte sich die Kapelle zu einem hervorragenden Klangkörper mit etwa 40 Musikern. Die Kapelle wirkt, wie immer in der langen Geschichte, bei Festivitäten in der Kommune mit. Der musikalische Bogen spannt sich von Auftritten in der Liebfrauen Kirche in München, Mitwirkung bei der Eröffnung des Münchner Oktoberfestes, mehrfache Vertretung des Saarlandes beim Deutschlandtag in Berlin über Konzertreisen nach Irland bis zur musikalischen Untermalung des Spielfilms von Günther Grass "Die Rättin".

Plakat vom Spielfilm Die Rättin

Am 22. November 1969 wurde der Bergkapelle vom damaligen Bundespräsidenten Dr. Heinemann als erstem saarländischen Verein die Pro Musica-Plakette verliehen. "Der Bergkapelle St. Ingbert in St. Ingbert, gegründet 1839, verleihe ich", so heißt es in der Urkunde des Bundespräsidenten, "die Pro Musica-Plakette als Auszeichnung für die in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens und damit um die Förderung des kulturellen Lebens." Nur Musikvereine, die mindestens ein hundertjähriges Bestehen nachweisen, können die Bronzeplakette, die auf der Vorderseite eine Lyraspielerin und auf der Rückseite den Bundesadler zeigt, erhalten.

Seit 1998 wird die Bergkapelle St.Ingbert musikalisch von Matthias Weißenauer geleitet. Er führt die Kapelle mit momentan ca. 58 Musikern! Neben der "großen Kapelle" gibt es ein Jugendorchester und ein Schülerochester und die vorgelagerte frühmusikalische Erziehung.

Seit der Übernahme der Bergkapelle durch Matthias Weißenauer wird unermüdlich am musikalischen Anspruch der Bergkapelle gearbeitet. Der Tradition verpflichtet ist auch Marschmusik für die Bergkapelle St.Ingbert kein Problem, besonders dann, wenn dadurch die DTM auf dem Nürburgring gestartet wird und der St.Ingberter Bernd Schneider anschließend gewinnt....!

Foto von der Deutsche Tourenwagen-Masters am Nürnburgring

Unbestrittener Höhepunkt dieses Schaffens ist die gleich zweimalige, jeweils ausverkaufte Aufführung von Carmina Burana auf der St.Ingberter Schmelz. Auch für das Jahr 2008 ist eine Aufführung im Rahmen des Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Radebeul geplant. Einen festen Bestandteil im St.Ingberter Veranstaltungskalender ist das seit Beginn stets ausverkaufte Neujahrskonzert der St.Ingberter Bergkapelle.

Plakat vom Konzertauftritt zu Carmina Burana

Weitere Infos:

Geschichte der Bergkapellen
an der Saar bei der
Bergkapelle der RAG.