1931 bis 1945
Die Ära Friedrich Arthur Möbius
„In musikalisch-pädagogischer Hinsicht war Möbius ein ausgezeichneter Lehrmeister. Dies umso mehr, da er jedes Musikinstrument, das er seinen Schülern in die Hand gab, ja selbst zu spielen vermochte.“
Gleich nach der Pensionierung Schettings stand ein neuer Mann im Blickpunkt des Verwaltungsausschusses. Mit Fritz Möbius vom ehemaligen 7. Ulanenregiment Saarbrücken, verpflichtete er den 4. Militärmusiker zum Dirigenten der Bergkapelle. Geboren am 27.10.1883 bei Deutschenthal bei Halle kam Möbius in seiner Kindheit schon zur Musik. Mit Liebe dazu erzogen ging er mit 17 Jahren zur Musikhochschule nach Leipzig. Vom Mai 1907 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges stand er bei den Saarbrücker Ulanen und gehörte deren Musikkapelle an.
Freudigen Herzens im Glauben an eine gute Kameradschaftlichkeit, trat er am 16. Mai 1931 in einer politisch unruhigen Zeit sein neues Amt an. Seine reichen musikalischen Kenntnisse und Erfahrungen gaben die Gewähr einer fruchtbringenden Arbeit.
Ein ausgezeichneter Lehrmeister
Freudigen Herzens im Glauben an eine gute Kameradschaftlichkeit, trat er am 16. Mai 1931 in einer politisch unruhigen Zeit sein neues Amt an. Seine reichen musikalischen Kenntnisse und Erfahrungen gaben die Gewähr einer fruchtbringenden Arbeit.
Kapellmeister Möbius
Harte Zeiten für die Kapelle
Seine Gesamtaufgabe war jedoch keine leichte. Viele Missstände mussten überwunden werden. Die Bergkapelle war ja, wie schon erwähnt, auch unter französischer Verwaltung eine selbständige Musikkapelle geblieben, unterstand aber der Unterstützungskasse, die ihrerseits zur französischen Werksleitung keine Bindung fand. Die Musiker waren nicht wie unter deutscher Verwaltung auf einer Schicht zusammengelegt und so kam es, wie bereits unter Schettings Leitung, oftmals vor, dass eine große Zahl der Musiker den Proben fernblieb. Schon am 26.11.1931 berichtete der Kapellmeister dem Vorsitzenden der Unterstützungskasse über mangelhaften Besuch der Musikproben. Obersteiger Gräber, als Vorsitzender der Kasse versprach, die Musiker, je nach betrieblichen Möglichkeiten auf eine Schicht zu verlegen. Mehrere Mitglieder der Bergmusik waren zu jener Zeit nicht Werksangehörige. Auch Möbius war nicht Belegschaftsmitglied. Es war eine harte Zeit. Eine Grubenkapelle, die sich der Grubenverwaltung entzog, konnte es ja nicht leicht haben. So schlug sich die Bergkapelle so recht und schlecht durch die Jahre. Sie wartete auf eine bessere Zeit.
1932 | Bergkapelle auf dem Wurstmarkt Bad Dürkheim
Anschluss an das Deutsche Reich - die Bergkapelle wird Werksmusik
Mit dem Anschluss des Saargebietes am 1. März 1935 an das Deutsche Reich schien wieder die Sonne für die St. Ingberter Bergmusik. Sie ging nach Abschluss eines Vertrages zwischen der Musik- und Unterstützungskasse und der neuen Verwaltung in den Besitz der deutschen Saargruben-AG über. Die Bergkapelle war Werksmusik geworden. Schon in den ersten Monaten deutscher Verwaltung bekamen die Musiker eine neue Uniform und unterschieden sich uniformmäßig nicht mehr von den übrigen Grubenkapellen an der Saar. Als die Bergkapelle zum ersten Mal in neuer Uniform vor die Öffentlichkeit trat, fragten viele Zuschauer, ob denn die Männer in der „preußischen Uniform“ wirklich die Dengmerter Bergmusiker seien?
Es geht aufwärts in altgewohnter Uniform
Werksdirektor Hofmann ließ dann auch bald die fremde Uniform einziehen und gab der Kapelle die altgewohnte Uniform zurück. Es ging erwartungsgemäß aufwärts im ganzen Geschehen um die Bergkapelle. Ausgeschiedene Mitglieder fanden wieder den Weg zurück zur Kapelle und auch zur Grube zurück. Kapellmeister Möbius konnte bald bei dem Lohnbüro untergebracht werden. Als am 1. Mai 1935 die gesamte Grubenbelegschaft zur Maifeier antrat, schmetterten die Hörner und Trompeten der Bergkapelle so taufrisch wie der Maitag, als seien die Menschen gleich der Natur zu neuem Leben erwacht. Möbius führte bei der Kapelle auch die Fanfaren ein. Fanfaren sind Künder, sind Ansager. Waren sie nicht Künder und Mahner zugleich? Mit neuen blitzenden Musikinstrumenten fuhren die Männer um Möbius in Stärke von 40 Mann am 8.10.1936 zur Berliner Funkausstellung. Es waren erlebnisreiche Tage für die Musiker, an die sie heute* noch gerne zurückdenken (*Anmerkung: Text von 1964). Im Wettbewerb mit Musikkapellen aus allen Gauen Deutschlands erzielten die St. Ingberter eine der besten Noten. Auch die vielen Konzerte am saarländischen Rundfunk gaben Zeugnis vom hohen Stand der Bergkapelle.
1935 | Bergkapelle unter Dirigent Möbius
Im Zenit ihres Könnens
In jener Zeit stand die Bergkapelle im Zenit ihres Könnens. Der früher so geplagte Musikmeister brauchte wegen mangelhaftem Probebesuch keine Klage mehr zu führen. Wie überall in unserem Lande, war auch bei der Bergmusik eine strenge Disziplin. Dreimal in der Woche traten die Musiker im alten Schlafhaus in der Rischbach zur Musikprobe an. Wenn vorläufig auch keine Bergfeste wie in früheren Jahren stattfanden, so traten doch an deren Stelle die alles umfassenden Betriebssportfeste, machtvolle Kundgebungen am 1. Mai usw. In Gewissenskonflikte mit ihrer religiösen Überzeugung kamen die Bergmusiker nie. In altherkömmlicher Weise spielten sie an Fronleichnam sakrale Musik und waren auch bei sonstigen kirchlichen Feiertagen, wenn man sie rief, zur Stelle.
Erneute Kriegswirren
Jahre vergingen. Krieg stand vor der Tür. Sein Ausbruch störte abermals das Gleichgewicht der Bergkapelle, doch kam sie diesmal nicht zum völligen Erliegen. Als die ersten amerikanischen Panzerspitzen im März 1945 durch St. Ingberts Straßen rasselten, lag der Grubenbetrieb in der Rischbach still. Die Menschen hatten Sorge um das tägliche Brot. Mehr aber als nach Brot war das Verlangen nach Ruhe und Sicherheit, nach einem dauerhaften Frieden mit unseren französischen Nachbarn jenseits der Grenze und all den anderen Völkern dieser Erde. Noch drücken die letzten Ereignisse des Krieges schwer die Schultern der Menschen, aber im Bewusstsein, aus den Trümmern der Vergangenheit eine neue und bessere Weit aufzubauen, regten sich bald überall fleißige Hände. Es ging wieder aufwärts.