seit 1998
Die Ära Matthias Weißenauer
„Mit der Übergabe des Dirigentenstabes von Theo Stolz an den 30jährigen Matthias Weißenauer am 16. Oktober 1998 vollzieht sich auch ein Generationenwechsel.“
Ins neue Jahrtausend
Seit der Gründung der Bergkapelle im Jahre 1839 hat sich das musikalische Repertoire der Bergkapelle gründlich verändert. Marschmusik, volkstümliche Musik oder umarrangierte klassische Musik bestimmten bis in die 1960er Jahre die Programmauswahl. So waren auch „die Pflege und der Erhalt der Volksmusik“ laut Satzung das vorrangige Ziel bei der Vereinsgründung im Jahre 1960. Aber neue Einflüsse aus Swing und Jazz hielten Einzug in die moderne Blasmusik, Musicalmelodien wurden zu Medleys verarbeitet, neue Werke nur für symphonische Blasmusik wurden geschaffen. Mit der Übergabe des Dirigentenstabes von Theo Stolz an den 30jährigen Matthias Weißenauer am 16. Oktober 1998 vollzieht sich auch ein Generationenwechsel. Matthias Weißenauer, einst selbst Jungmusiker in der Bergkapelle, ist heute als Solo-Pauker am Saarländischen Staatstheater angestellt.
Kapellmeister Weißenauer
Seine beruflich gemachten Erfahrungen kann er nun auch in den Spielbetrieb der Bergkapelle mit einbringen. Aufführungen großer musikalischer Projekte, wie z. B. die Aufführungen der „Carmina Burana“ von Carl Orff in den Jahren 2004, 2005 und 2008 gehören ebenso dazu, wie die seit 2001 veranstaltete Reihe der Neujahrskonzerte. Die Arbeit mit den oft mehr als hundert Sängern und Sängerinnen starken Chören sowie die Zusammenarbeit mit den verschiedensten professionellen Solisten im Bereich Musik und Gesang erfordern dabei ein Höchstmaß von Engagement und Präzision.
2004 | Carmina Burana
Als ein Höhepunkt im musikalischen Schaffen der Bergkapelle darf die Mitwirkung bei dem Theaterstück „Brassed off“ im Saarländischen Staatstheater gesehen werden. Bei ca. 30 Aufführungen in der Spielzeit 2006 wird die Bergkapelle vom Publikum teils frenetisch gefeiert.
2006 | „Brassed off“ im Saarländischen Staatstheater
Bekanntheitsgrad steigert sich enorm
Großes Ansehen hat seit 2007 das Mitwirken bei den Internationalen Marschparaden erbracht. Gemeinsame Auftritte mit einem Teil der besten Militärorchester der Welt, Auftritte in vielen deutschen Großstädten sowie längere Fernsehauftritte, haben den Bekanntheitsgrad der Bergkapelle St. Ingbert enorm gesteigert. Die Mitwirkung beim Internationalen Jazzfestival 2006 ist auch ein Beleg dafür, dass sich bis heute Tradition und Moderne im musikalischen Repertoire der Bergkapelle die Waage halten.
2008 | Musikparade
Anspruchsvolle Ausbildung der Jungmusiker
Bei dem musikalischen Anspruch, den die Bergkapelle heute an sich hat, muss auch die Ausbildung der Musikerinnen und Musiker entsprechend Schritt halten. In der musikalischen Früherziehung können bereits die Allerkleinsten erste Erfahrungen sammeln. Auch werden in Kooperation mit dem saarländischen Kultusministerium Schüler in mehreren St. Ingberter Grundschulen in Flötenkursen ausgebildet und später an entsprechende Privatlehrer weiter vermittelt. Eigener musikalischer Theorieunterricht sowie Lehrgänge beim Bund saarländischer Musikvereine runden die Ausbildung ab. So durchläuft der Nachwuchs der Bergkapelle zunächst die Starter-Band, dann das Nachwuchsorchester bis er zuletzt Aufnahme in das große Orchester findet.
Zurück im Rischbachstollen
Die Proben finden nach dem Krieg wieder im Bergmannsheim (ehemals „Deutsches Haus“) statt. Dessen damaliger Eigentümer, die Musik- und Mehlkasse pflegt zu der Bergkapelle eine gute Beziehung. Kein Wunder, stand doch die Bergkapelle von 1839 bis Mitte der 30er Jahre unter der Verwaltung der Musik- und Mehlkasse. Seit dem Jahr 2000 ist die Bergkapelle nach 65 Jahren wieder in ihr altes Probelokal am Rischbachstollen zurückgekehrt. Die Platzverhältnisse im Bergmannsheim waren für das stark angewachsene Orchester zu eng geworden. Die Musik- und Mehlkasse (Sterbeunterstützungskasse der St. Ingberter Bergleute) wurde zum Ende des Jahres 2016 aufgelöst. Das Bergmannsheim war zwischenzeitlich an einen privaten Träger verkauft worden.
2012 | „Tales from the center of the earth“ im Saarländischen Staatstheater
Das Ende der Bergbauära im Saarland
Am 30. Juni 2012 wurde die letzte saarländische Kohlengrube geschlossen. Damit ist auch das letzte Kapitel des Bergbaus im Saarland nach 250 Jahren abgeschlossen. An diesem denkwürdigen Tag stand die Bergkapelle mit der vielbeachteten Inszenierung „Tales from the center of the earth“ auf der Bühne des Staatstheaters und nahm auf ihre Weise Abschied von dieser Ära. Im Jahr 2014 feierte die Bergkapelle ihr 175-jähriges Jubiläum mit vielen Highlights wie der „Magic Movie Night“ oder dem „Oktoberfestduell“ im großen Festzelt. Höhepunkt des Jubiläumswochenendes war die „Notte Italiana“, eine große italienische Operngala mit Chören und Gesangssolisten, bei der die Zuschauer mit passenden italienischen Menüs im Festzelt verwöhnt wurden. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres präsentierte sich das Orchester noch einmal auf dem Trachten- und Schützenzug des Oktoberfests in München. Heute ist die Bergkapelle unter Dirigent Matthias Weißenauer ein junggebliebenes Orchester mit über 70 Musikerinnen und Musikern, deren Konzerte und Veranstaltungen fester Bestandteil des saarländischen Kulturlebens sind. Der Zuspruch in der Bevölkerung ist nach wie vor groß und so blickt der Verein heute gestärkt in eine bergbaufreie Zeit, in der das „Glück auf“ nur noch über Tage zu hören sein wird. Auch wenn es im Saarland keinen Bergbau mehr gibt, die Bergkapelle St. Ingbert wird die Erinnerung an diese Tradition unserer Heimat aufrechterhalten und weiter bewahren.
2014 | Notte Italiana beim 175-jährigen Jubiläum